Ein heikles Stück Literatur (2)

Der Gemeinde Amel wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, Schauplatz von J.-P. Leffins Roman „Lausbuben“ zu sein. Auch Born wird erwähnt, die „Interessengemeinschaft Born“ kandidiert sogar bei der Kommunalwahl. Die fiktive Handlung hat jedoch mit der Gemeinde Amel so wenig zu tun wie die Kuh mit der Glocke auf dem Titelbild des Romans.

Die Notiz auf der Rückseite des Einbandes verspricht politische Brisanz, da „ein Rechter ins Rathaus einzog“ und „die Dorfgemeinschaft... mit unkonventionellen Mittel (!) und viel Fantasie“ den „Kampf gegen den Korrupten“ aufnimmt. Gut zu wissen, denn die Handlung des Romans ist sehr verworren und nur mit detektivischer Akribie zu rekonstruieren. Herr Oliver (!), der Rechte, ist mit einem Stimmenanteil von 9 % (!) Bürgermeister geworden. Sein Koalitionspartner ist der Unternehmer und Sozialist (!) Kurt Sarlette (24,5 %), dem er ohne Ausschreibung die Teerung der Holunderstraße zugeschanzt hat. Doch wegen Baumängeln zahlt die Gemeinde nicht. Kurt ist pleite und kündigt die Koalition auf, die ohnehin keine Mehrheit hatte. Da hat sich wohl auch der Autor verrechnet! Ein letzter martialischer Auftritt im Wahllokal, im „offenen Ledermantel“, flankiert von ein paar „Parteisoldaten“, dann ist Olivers „durch die Hintertür erschlichene Macht... Geschichte“. Doch was bezwecken seine Gegner mit der Störung des Wahlvorgangs? Olivers Mann fürs Grobe ist Karl Lutgen, ein in Amel (!) „stadtbekannter“ Nazi und ertappter Umweltsünder. Zielscheibe von Karls rassistischem Hass ist der farbige Jérôme, den er mit Hilfe einiger Kameraden auf der Dorfkirmes betrunken macht und im Altkleidercontainer entsorgt. Dafür erhält Karl prompt die Quittung: Von Jérômes „Rächern“ wird er nackt in einen durchsichtigen Käfig gesteckt und auf dem Kreisverkehr zur Schau gestellt. Am Ende wird ein „kriminelles Subjekt“ verklagt, nicht, wie man vermutet, „der Braune“, sondern Piet, der Konstrukteur des Käfigs. Auch die Satire sollte einen realen Bezug haben. Ansonsten verliert sie ihren Stachel und wird zum Klamauk, wie in der „Quatsch Comedy Show“.

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