Königsklasse durch die Hintertür: Lohn für magische Fußball-Nacht

<p>In allen Lagen gefährlich: Auch quer in der Luft liegend kämpft Dortmunds Torschütze Niklas Füllkrug (hier gegen Lucas Hernandez) um jeden Ball.</p>
In allen Lagen gefährlich: Auch quer in der Luft liegend kämpft Dortmunds Torschütze Niklas Füllkrug (hier gegen Lucas Hernandez) um jeden Ball. | Foto: dpa

Mit einem Schlag waren alle Sorgen verflogen. Der Schlusspfiff am Ende einer magischen Fußball-Nacht ging im orkanartigen Jubel der Dortmunder Fans fast unter und sorgte bei allen Beteiligten für große Erleichterung. Das 1:0 (1:0) über Paris Saint-Germain im ersten Halbfinale der Königsklasse hat dem BVB nicht nur eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel beschert, sondern auch eine bislang dürftige Spielzeit immens aufgewertet. Mats Hummels brachte es auf den Punkt: „Da haben wir unsere miese Bundesligasaison durch eine sehr gute Champions-League-Saison kaschiert“, kommentierte der Abwehrchef die Qualifikation für den lukrativen Wettbewerb durch die Hintertür.

Die Befürchtung, in Zukunft auf ähnliche spektakuläre Festspiele in der Dortmunder Fußball-Kathedrale wie zuletzt gegen Atlético Madrid und nun gegen Paris verzichten zu müssen, wich der Genugtuung. Dank des Treffers von Niclas Füllkrug (36. Minute) ist Deutschland im maßgebenden UEFA-Ranking nicht mehr vom zweiten Platz zu verdrängen und erhält einen zusätzlichen Startplatz in der Königsklasse – zugunsten des Tabellenfünften. Das sind aktuell die Dortmunder, die nicht mehr auf Platz sechs zurückfallen können.

Mit einem breiten Grinsen beschrieb Matchwinner Füllkrug die ungewöhnlichen Schritte der Borussia ins Glück: „Der Weg, den wir gewählt haben, ist ein bisschen schwerer als der andere.“ Dabei verwies der Nationalstürmer auf den großen Anteil der eigenen Mannschaft: „Es ist ein sehr gutes Gefühl, dass wir das, was wir in der Bundesliga liegen gelassen haben, selbst ausbügeln konnten. Wir konnten uns aus eigener Kraft qualifizieren und nicht, weil andere etwas erreicht haben. Das macht einen dann doch stolz.“

Zur Freude von Trainer Edin Terzić darf der BVB weiter von einer Rückkehr nach Wembley und einer Neuauflage des Endspiels von 2013 an gleicher Stätte gegen den FC Bayern träumen, der nach dem 2:2 im Heimspiel gegen Real Madrid ebenfalls noch im Rennen ist. Doch das Happy End im Kampf um die Champions-League-Qualifikation vernebelte dem Fußball-Lehrer nicht den Blick für die Realitäten: „Das macht unsere Bundesliga-Saison nicht besser. Es lässt uns nur etwas weicher fallen, aber wir haben uns das natürlich ganz anders vorgestellt.“

Der vom Nachwuchsleiter zum Vereinschef beförderte Lars Ricken könnte den Sieg an seinem ersten Tag im neuen Amt als gutes Omen werten. Schließlich dürfte die nun gesicherte Rückkehr nach Europa den notwendigen und wohl auch kostspieligen Umbau des Kaders erheblich erleichtern. Ab sofort wird der Transfermarkt intensiver gesichtet. „Das wird uns bei den Planungen in den kommenden Wochen helfen“, bekannte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Zudem verhalf der Sieg über das favorisierte Starensemble um Ausnahmekönner Kylian Mbappé zu größerer internationaler Aufmerksamkeit. Möglich, dass die Bereitschaft von Stars für einen Wechsel zum BVB deshalb größer wird. Besonders viel Lob gab es für die große Leidenschaft des schwarz-gelben Kollektivs: „Mbappé kracht gegen eine Wand – Es war eine gelbe, die Borussia ins Fliegen brachte. Sie übertraf die Franzosen in allen Aspekten des Spiels, brachte eine Intensität zum Ausdruck, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens“, kommentierte die spanische Zeitung „AS“.

Trotz aller Euphorie: Im Rückspiel erwartet den BVB in Paris noch mindestens 90 heiße Minuten. (dpa/leo)

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