Neuer Hit: Du hast die Haare schön bunt!

Dieser Trend ist ungewöhnlich für modisch eher Konservative, doch er wird sich Experten zufolge noch eine ganze Weile halten: Besonders junge Mädchen und Hipster färben ihr Haar derzeit puderrosa, strahlendblau oder kräftig pink.

Zuckerwatte auf dem Kopf? Sanfte Pastelltöne zieren aktuell die Haare von Szenegängern und vor allem jungen Menschen. Neben sanftem Rosa, Flieder und blassem Blau finden sich aber auch mutige Kombinationen, die jedem ernstzunehmendem Punk der 80er Jahre Respekt abverlangen würde. Zugegeben, man wird diese Haarfarben wohl nie auf jeder Straße sehen. Trotzdem sprechen Stylisten und Friseurexperten nicht mehr von einem Nischen-Trend, sondern von einem ganz klaren Modehit. Und dieser wird sich nach Ansicht von Antonio Weinitschke vom Zentralverband des

Deutschen Friseurhandwerks sicher noch ein bis zwei Jahre halten.

Woher kommt der Farbtrend?

Der Trend zum bunten Kopf wabert schon eine ganze Weile durch die Großstädte. Er war anfangs vor allem an Youtubern, Bloggern und Supermodels zu sehen. Insbesondere junge Mädchen und Mode-Fans folgten. Damit sind auch einige große Kosmetikfirmen auf den Trend aufgesprungen: L’Oréal Professional brachte kürzlich unter dem Namen #COLORFULHAIR sieben Farben für ihre Salons heraus, darunter kräftiges Blau, süßes Pink und strahlendes Türkis. Auch in der neuesten Frisuren-Kollektion für Frauen mit Namen Soul der Haarpflegemarke Kemon findet sich Puderrosa. Das Unternehmen Paul Mitchell setzt in der Kollektion Rock, Paper, Scissors auf einen wilden Farbmix.

Es gibt verschiedenste Methoden und ebenso viele Namen, die aktuell gehypt werden. Beispiele: Aus dem sogenannten „granny hair“, also an die Oma erinnerndem grau gefärbtem Haar von jungen Menschen, ist nun „opal hair“ geworden. Ins Grau werden Strähnen oder Tupfen in bunt gefärbt.

Oft verwenden Friseure auch eine Methode, die sich „Geode Hair“ nennt, inspiriert von den Hohlräumen in Mineralgestein, der Geode. Die Frisur schaut sich den Farbverlauf der Mineralien ab. Dafür werden verschiedene Töne auf eine Strähne gegeben, die dann mit einem Schwamm an den Übergängen vermischt werden, erklärt Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure Deutschland. An den Spitzen sollte die Farbe heller sein und nach

innen hin dunkler werden. Oft werden auch nur die Spitzen in Farbe getaucht.

Die Alternative ist, mit verschiedenen Strähnen zu arbeiten, die ebenfalls ineinander übergehen. Ein neue Methode: Einige Strähnen in einem kalten, andere in einem warmen Farbton tünchen. Der Clou: Je nachdem, wo man dann den Scheitel setzt und wie man die Hauptpartie zur Seite kämmt, verändert sich die Haarfarbe leicht.

So hat man zum Beispiel dem Anschein nach goldene oder rosa Haare.

Wie färbt man die bunte Farbe?

Ausgangspunkt ist immer blond, darauf kommen dann meist Tönungen. Wer keine blonden Haare hat, muss diese entsprechend aufhellen lassen.

Hier gehen die Meinungen auseinander: „Ja, Blondieren quält das Haar“, sagt Dagné. Er rät zum Gang zum Profi. „Langes Haar muss man danach extrem gut pflegen.“ Wer das nicht will, dem rät Dagné daher ab einer Haarlänge von über dem Ohr davon ab. „Bei extremen Kurzhaarfrisuren ist das kein Problem, hier wächst sich das ja schnell raus.“

Weniger drastisch sieht das Antonio Weinitschke: „Das ist kein Problem. Das Blondieren ist heute nicht mehr unbedingt strapazierend.“ So verwende man heute weniger Wasserstoffperoxid, dafür wirke die Masse länger auf das Haar ein. Für Blonde ist das kein Problem: Meist werden ja Tönungen verwendet, sagt Weinitschke. „Sie waschen sich wieder aus, man kann also auch schnell auf eine andere Farbe wechseln.“ Wurden die Haare aber vorher blondiert und überfärbt, muss der Friseur ran.

Denn bei der Blondierung werden die Farbpigmente zerstört, erläutert Dagné. „Wenn man nun einfach Braun drüber gibt, ohne die Haare auf diese Rückpigmentierung richtig vorzubereiten, wird ein grüner Stich zurückbleiben.“ Zumal bei wirklich kunterbunten Haaren meist jede einzelne Strähne eine andere Behandlung braucht. Die Alternative: Man entschiedet sich für eine vom eigenen Farbton nicht weit entfernte und recht dunkle Folgefarbe. „Dann ist das Färben ein weniger großes Problem“, sagt der Friseurmeister. Wer blond ist, kann zu Haarkreide greifen. Sie übersteht ein bis zwei Haarwäschen.