„Auch Bütgenbach soll ein Dorf bleiben“



Rund 120 Besucher sorgten am Sonntagmorgen für einen gut gefüllten Saal Hermann. Zum achten Mal war die LokalRunde in der Eifel zu Gast und diesmal standen die Dörfer Bütgenbach, Weywertz und Berg – sprich die Altgemeinde Bütgenbach – im Fokus. Stichwort Dorf: Die drohende Verstädterung von Bütgenbach sollte sich als eines der zentralen Themen dieser LokalRunde entpuppen, doch dazu später mehr. Als Gesprächspartner der Talkrunde standen Freddy Rauw, Gregory Peters (beide Weywertz), Sonja Brüls-Colgen (Berg), Viviane Schröder-Moncousin und Ralph Linden (beide Bütgenbach) den Moderatoren Jürgen Heck (GrenzEcho) und Heike Verheggen (Radio Contact Ostbelgien Now) Rede und Antwort.

Mit der legendären Rivalität zwischen Bütgenbach und Weywertz ist es heute nicht mehr so weit her, doch die üblichen Sticheleien, aber auch gewisse Eigenheiten sind offenbar geblieben: „Der Bütgenbacher motzt schnell, packt aber nicht so gerne an. Da blicken wir schon etwas neidisch auf die lebendige Dorfgemeinschaft in Weywertz“, gab Ralph Linden selbstkritisch zu. Dabei ist der Geschäftsführer des gleichnamigen Elektrofachgeschäfts selbst vereinsmäßig sehr aktiv, nicht zuletzt als Schriftführer der Interessengemeinschaft.

Dass die Zusammenarbeit zwischen den Weywertzer Dorfvereinen beispielhaft sei, konnten Freddy Rauw, Präsident des Verkehrsvereins, und Gregory Peters, Präsident des Junggesellenvereins, nur bestätigen. „Wenn ein Verein eine Veranstaltung hat, ist es selbstverständlich, dass die anderen Dorfvereine dort mit einer Delegation vertreten sind.“ In Bütgenbach hingegen gebe es ein sehr gutes Angebot, „nur leider lässt die Nachfrage etwas zu wünschen übrig“, fand Viviane Schröder-Moncousin.

„Luft nach oben“ gebe es mit Sicherheit, was die Zusammenarbeit auf Vereinsebene zwischen den drei Dörfern der Altgemeinde betrifft, doch seien da bereits die ersten Kontakte geknüpft, zumindest zwischen dem Verkehrsverein Weywertz und der Interessengemeinschaft Bütgenbach, wie Freddy Rauw und Ralph Linden bestätigten. Doch auch die sehr aktive Dorfgemeinschaft Berg will nicht abseits stehen, „und wenn es nur darum geht, Terminkollisionen bei Veranstaltungen zu vermeiden“, so Sonja Brüls-Colgen.

Deutlich an Fahrt auf nahm die Diskussion, als die in Bütgenbach äußerst umstrittenen Appartementhäuser zur Sprache kamen. Viviane Schröder-Moncousin machte deutlich, was sie von diesen Mehrfamilienhäusern hält, „nämlich nicht viel. Bütgenbach sollte ein Dorf bleiben. Diese Häuser sind zu 90 Prozent das Werk von Privatinvestoren und locken vor allem Zugezogene an, die nichts mit dem Dorf zu tun haben wollen“. Applaus brandete im Saal auf, doch einfach so verhindern lassen sich solche Bauten auch nicht, wie Bürgermeister Emil Dannemark ausführte. „Wir können im Kollegium nicht nach Geschmack entscheiden. Mir gefallen auch nicht alle Bauprojekte, über die wir zu befinden haben, aber wenn das das ausschlaggebende Kriterium sein soll, hätten wir es mit Willkür zu tun.“ Dass die Interkommunale Vivias sehr wohl einen triftigen Grund gehabt hätte, dieses Bauprojekt zu verhindern, wie aus dem Publikum zu hören war, ließ der Bürgermeister am Ende unkommentiert stehen, „aber Mehrfamilienhäuser sind kein Alleinstellungsmerkmal von Bütgenbach, die gibt es auch anderswo in der Gemeinde“.

Freddy Rauw: „Weywertz hat den neuen Dorfplatz verdient.“

In Weywertz wird nach wie vor viel über die Neugestaltung des Kirchplatzes diskutiert. Dass dieses Projekt inzwischen – vor allem aus Kostengründen – von Teilen der Bevölkerung in Zweifel gezogen wird, konnten Freddy Rauw und auch andere im Saal nicht so recht nachvollziehen: „Weywertz hat diesen Platz verdient. Ich komme durch meinen Beruf viel rum und stelle fest, dass auch in anderen Gemeinden der Trend ganz klar dahin geht, die großen Dörfer mit einem schönen Platz auszustatten.“ Auch Sonja Brüls-Colgen konnte als ehemaliges Mitglied der Örtlichen Kommission zur Ländlichen Entwicklung (ÖKLE) nur bestätigen, dass der Dorfplatz in Weywertz in diesem Gremium zur Priorität Nummer eins erklärt worden sei: „Ein schöner Platz kann das Dorf sehr aufwerten“, und wer jetzt dagegen sei, hätte sich früher melden sollen, wurde aus dem Publikum hinzugefügt.

Doch auch kritische Töne waren zu hören: „Was nutzt ein schöner Platz, wenn das Drumherum nicht in Ordnung ist? So gibt es am Platz ein leer stehendes Haus und die Champagner Straße ist auch in einem sehr schlechten Zustand.“ Hier konnte der Bürgermeister aber gleich mit einer interessanten Neuigkeit aufwarten, denn die Gemeinde werde die leer stehende Immobilie mit großer Wahrscheinlichkeit kaufen.

Nicht außen vor bleiben durften bei der LokalRunde schließlich die Probleme, die bei großem Andrang rund um den Bütgenbacher See für Ärger sorgen. Die Berger leben zwar auf der Sonnenseite des Sees, müssen aber gerade an heißen Sommertagen mit diesen Nebenerscheinungen fertig werden. Für Sonja Brüls-Colgen ist vor allem das wilde Parken ein Problem. „Hier müsste rigoroser durchgegriffen werden. Falsch geparkte Autos sollten bis zum Bauhof abgeschleppt werden, dann hätten die Weywertzer auch etwas davon…“ Bei der Müllproblematik habe sich hingegen vieles verbessert. „Da hat die Gemeinde sehr viel gemacht und dafür sind wir auch dankbar.“

Worriken ist in Bütgenbach kein Fremdkörper mehr.

Und Worriken, darüber waren sich Ralph Linden und Viviane Schröder-Moncousin einig, sei heute in Bütgenbach kein Fremdkörper mehr: „Als Worriken gebaut wurde, gab es viel Argwohn in der Bevölkerung“, erinnerte sich die gebürtige Manderfelderin. Und für die Bütgenbacher Vereinswelt, die über keinen eigenen Dorfsaal verfüge, sei Worriken mittlerweile ein Glücksfall. „Wir sind dort willkommen, das war nicht immer so“, stellte Ralph Linden zufrieden fest.