„Früher waren die St.Vither die Städter“



„Da hast du wohl für eine Premiere gesorgt“, unkte GrenzEcho-Redakteur Jürgen Heck, der gemeinsam mit der Radio Contact-Kollegin Heike Verheggen die Moderation dieser neunten LokalRunde in der Eifel übernommen hatte. Erst später waren Bürgermeister Christian Krings und einige Mitglieder des Gemeindekollegiums zu der Gesprächsrunde hinzugestoßen, da zeitgleich die Feierlichkeiten zum Waffenstillstand in der Gemeinde stattfanden.

Noch bevor er überhaupt im Publikum Platz nehmen konnte, hatte Heike Verheggen Krings gestoppt und ihn mit einigen Themen konfrontiert, die zuvor diskutiert worden waren. So kam es, dass erstmals bei einer LokalRunde ein Politiker vorne auf dem Podium „mitmischte“. „Er ist ja nicht mehr lange dabei“, konterte Heike Verheggen schlagfertig mit Blick auf den bevorstehenden Rückzug des Bürgermeisters aus der Kommunalpolitik.

Nicht nur um St.Vith, sondern auch um Neundorf und Wallerode ging es bei dieser zweiten LokalRunde in der Großgemeinde St.Vith. Ein weiterer Termin steht noch im Juni 2018 für Lommersweiler und Schönberg in Mackenbach an. Naturgemäß beherrschten die St.Vither Themen den Vormittag, wobei sowohl auf dem Podium als auch im Publikum das Verhältnis an echten „Vegdern“ und „Rucksack-Vegdern“ gemischt war. „Früher waren die St.Vither die Städter, heute denkt niemand mehr so. Der Zusammenhalt ist größer“, erklärte Pascal Gangolf (47), der als Vereinsmensch von Karnevalskomitee über Schützen und Elternrat gleich in mehreren Vereinigungen aktiv ist – und dies mit viel Herzblut. „St.Vith gibt sich sehr viel Mühe, es gibt sehr viele Veranstaltungen und immer neue Initiativen“, erklärte er, wie seine Vaterstadt es geschafft hat, sich laut Umfrage als eine der dynamischsten Städte in der Wallonie zu etablieren. „Die Geschäftsleute sind auf dem richtigen Weg“, ergänzte auch Katja Kohnen-Schenk, die als Grundschullehrerin arbeitet sowie in der Pizzeria ihres Mannes tätig ist. „Es gibt außerdem keinen Stillstand, die Veranstaltungen werden immer größer, Ideen immer weiter entwickelt“, lobte sie die dynamische Fördergemeinschaft. Sorge bereitet den St.Vithern allerdings der Nachwuchs in der Vereinswelt. Zwar seien viele Leute bereit „zu helfen“, „aber bevor man helfen kann, muss es vorher Leute geben, die planen“, so Pascal Gangolf. In Wallerode und Neundorf sieht das noch ganz anders aus. In Wallerode sei, so erzählt Oliver Gangolf, die Dorfgemeinschaft nach der Schließung des örtlichen Saals aus dem „Dornröschenschlaf“ erwacht und selbst initiativ geworden. In Neundorf engagiert sich die Dorfgemeinschaft gemeinsam für das Vereinshaus, wobei auch hier – so erzählt Claudia George-Marx – noch helfende und planende Hände gebraucht werden könnten.

Alles Friede, Freude, Eierkuchen – diesen Eindruck konnten die Zuhörer, die bis dahin auch nicht in das Geschehen eingegriffen hatten, vom Leben in St.Vith gewinnen. Wenn da nicht die… Parkplatzsorgen wären. Schon bei der telefonischen Befragung von 80 Bürgern im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich dies als Sorge der St.Vither herausgestellt. Und tatsächlich wurden nicht nur im auf dem Podium, sondern auch im Publikum Stimmen laut, dass es rund um das Krankenhaus an Parkmöglichkeiten fehlt. Bürgermeister Christian Krings hofft auf Besserung, sobald das Altenheim – so sieht die Planung es vor – zur Malmedyer Straße zieht. „Das Thema ist ein Dauerbrenner“, so der Bürgermeister – obwohl im Laufe der Legislaturperiode zahlreiche neue Parkplätze angelegt worden seien. „Aber die sind auch schon wieder voll.“

Und ganz zum Ende der Veranstaltung sollte dann doch noch ein Thema auf den Tisch kommen, zu dem so gar keine Einigkeit herrscht: die Neugestaltung des Rathausplatzes. Allerdings musste auch die überwiegende Mehrheit der Anwesenden eingestehen, dass sie den aktuellen Stand der Planungen nicht kennt. Aus dem Publikum gab Jury-Mitglied und Bürger Erwin Kirsch „Nachhilfe“.

Den Ahlen, de Ahl und den Peijas auf dem neuen Rathausplatz

„Die Entwürfe sind in guten Händen und nach anfänglichen Zoffereien führen wird jetzt wirklich gute Gespräche“, so Kirsch, der auch mit dem Gerücht aufräumte, dass aus dem geplanten Wasserspiel nichts wird und die geplante Statue keine St.Vither Originale zeigt: „Es gibt ein Wasserspiel, es gibt ein Denkmal und es gibt die Originale Den Ahlen, die Ahl on den Peijas“, versprach er. Und dass kein regionaler Künstler mit der Ausführung beauftragt worden sei, liege daran, dass unter den 39 Bewerbern nur ein einziger war, der aus der Region stammt. Keinesfalls werde nur ein Abbild des Heiligen Vitus auf dem neuen Rathausplatz stehen, wie z.B. Marie Hélène Düsseldorf befürchtete: „Der steht ja sowieso in der Kirche und bleibt auf ewig. Ich hätte lieber eine Traditionsfigur gesehen“, sagte sie. Kirsch fand es gar nicht so schlecht, den Vitus noch mal zu zeigen: „Es gehen ja immer weniger Leute zur Kirche. Und wer weiß, ob nicht der neue Rat auf die Idee kommt, den Stadtnamen zu ändern“, unkte er – und hatte die Lacher auf seiner Seite.