Casteels kämpft um Ligaverbleib - Lieberknecht piekst den Favoriten

„Wir haben uns für Normalität entschieden“, sagt Torsten Lieberknecht vor dem Bundesliga-Relegationshinspiel. | Photo News

Torsten Lieberknecht zwinkerte einmal kurz, dann flog sein blau-gelber Fehdehandschuh 25 Kilometer weit von Braunschweig nach Wolfsburg – in verbaler Form. „Wir haben uns für Normalität entschieden“, sagte der Eintracht-Coach und setzte damit vor dem ersten von zwei Relegationsspielen am Himmelfahrtstag (20.30 Uhr/ARD) beim Bundesliga-16. einen punktgenauen Nadelstich.

Denn für die Wölfe um den flämischen Torhüter Koen Casteels sind die beiden K.o.-Partien gegen den zweitklassigen Nachbarn alles andere als normal. Und um dem unerwünschten Trubel zu entgehen, haben sich die Gastgeber für einen Kurztrip in die Niederlande abgesetzt. „In anderer Umgebung fällt es etwas leichter, das Drumherum auszublenden“, sagte Sportdirektor Olaf Rebbe dem SID zur Begründung.

Lieberknecht glaubt indes, dass seine Schützlinge eine solche kurzfristige Maßnahme nicht nötig haben: „Er gibt genügend schöne und ruhige Plätze in Braunschweig.“ Beispielsweise die eigenen vier Wände, in denen sich Kapitän Reichel gern beim Spielen mit seinem Sohn vom bevorstehenden Derby ablenkt.“

„Entspannt angespannt, obwohl es ja was von Europapokal hat“, so geht laut Lieberknecht der Underdog die beiden Partien Richtung Bundesliga-Aufstieg an. Internationale Erfahrung, größere spielerische Klasse, das alles spricht für den VfL. Das Momentum und die mannschaftliche Geschlossenheit vielleicht eher nicht.

Bei beiden Partien ist die Polizei mit Blick auf Fanrivalitäten in Alarmbereitschaft.

Daraus speisen sich auch die Hoffnungen der Gäste, dem Nachbarn die ohnehin völlig verkorkste Spielzeit komplett zu versauen und selbst in Liga eins zurückzukehren. Reichel: „Wir haben Respekt, das gehört sich so. Aber wir wollen uns auch für eine sehr gute Saison mit 66 Punkten belohnen.“ Von mentalen Defiziten im Vergleich zur Eintracht will man indes am Mittellandkanal nichts wissen. „Der Trainer und ich nehmen unsere Mannschaft komplett fokussiert war“, beteuerte Rebbe. So sieht man es auch bei den Wettanbietern, die letztlich doch den VfL Wolfsburg favorisieren. Am Donnerstag und auch im Rückspiel am 29. Mai (20.30 Uhr/ARD) im Eintracht-Stadion.

Bei beiden Partien ist die Polizei mit Blick auf Fanrivalitäten in Alarmbereitschaft, ein regelrechter Ausnahmezustand wie zwischen den Eintracht-Anhängern und den Fans von Hannover 96 ist indes nicht zu erwarten. Dennoch sind blau-gelbe Fantrikots für die Braunschweiger Anhänger beim Hinspiel nur im Gästeblock zugelassen. In einem gemeinsamen Appell mahnten Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs und sein Braunschweiger Amtskollege Ulrich Markuth am Dienstag zu Fairness auf den Stadiontribünen. „Wir wünschen uns zwei hochklassige und friedliche Fußballfeste. Klar ist auch: Fußball ist nur ein Spiel“, heißt er in der Erklärung. (sid/mv)

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Wolfsburg: Casteels – Vieirinha, Knoche, Luiz Gustavo, Gerhardt – Guilavogui, Arnold – Didavi, Malli, Ntep – Gomez.

Braunschweig: Fejzic – Sauer, Decarli, Valsvik, Reichel – Moll, Boland – Hochscheidt, Hernandez – Kumbela, Nyman.