BVB vor Endspiel um Europa League mächtig unter Druck

Von einer Krise will Peter Bosz nichts wissen. | afp

Sportdirektor Michael Zorc schimpft über „pomadigen Alibifußball“, das Spielsystem von Peter Bosz gerät immer mehr in die Kritik, und selbst Bundestrainer Joachim Löw ist besorgt: DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund steht vor der Woche der Wahrheit gewaltig unter Druck. Gegen APOEL Nikosia geht es am Mittwoch (20.45 Uhr) in der Königsklasse wohl nur noch um den Trostpreis Europa League, am Samstag droht im Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München ein weiterer Rückschlag im Titelrennen.

Bosz bleibt aber gelassen. „Wir werden es am Mittwoch besser machen“, sagte der Niederländer mit Blick auf das Duell in der Champions League mit dem Außenseiter aus Zypern. Nach dem peinlichen 1:1 im Hinspiel geht es für den BVB angesichts von sechs Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Real Madrid und Tottenham Hotspur realistisch gesehen nur noch um Platz drei.

In der Geschichte der Königsklasse sind erst zehn von 101 Mannschaften weitergekommen, die nach drei Spielen nur einen Punkt gesammelt haben. Zorc geht daher im „kicker“-Interview davon aus, „dass es in diesem Jahr die eine oder andere Schramme geben kann, weil wir in der Champions League keine guten Ergebnisse geliefert haben“. Gute Ergebnisse gab es zuletzt auch in der Liga nicht mehr. Der Fünf-Punkte-Vorsprung auf Rekordmeister München verwandelte sich innerhalb von drei Spielen in einen Drei-Punkte-Rückstand. Besonders das Dortmunder Defensivverhalten bietet großen Anlass zur Sorge. „Im Moment ist die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht richtig vorhanden“, sagte Coach Löw im Aktuellen Sportstudio des ZDF: „Dortmund hat den Anspruch offensiv zu spielen. Aber man muss auch defensiv die richtigen Antworten haben.“

Diese haben die Schwarz-Gelben zuletzt nicht gefunden. Drei Gegentore gegen Leipzig, zwei in Frankfurt, vier in Hannover – das Abwehrverhalten war einer Spitzenmannschaft unwürdig.

Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, mangelnde Entschlossenheit in den Zweikämpfen und eine weiterhin äußerst hoch stehende Viererkette sind die Gründe für die Vielzahl an Gegentoren. Torhüter Roman Bürki macht zudem einen verunsicherten Eindruck. In Nikosia patzte der Schweizer beim Gegentor gleich doppelt, in Frankfurt und in Hannover verschuldete er einen Elfmeter.

Von einer Krise will Bosz aber nichts wissen, auch wenn Leistungsträger wie Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang derzeit ein Tal durchlaufen. „Wir müssen jetzt gegen Nikosia gewinnen“, forderte Bosz, der aber auch im Falle des 50. Sieges des BVB in der Königsklasse nicht mehr ernsthaft an ein Achtelfinaleinzug in der Champions League glaubt: „Dann müssen wir sehen, wie die letzten beiden Spiele laufen. Man muss aber ehrlich sein. Das wird sehr, sehr schwer“.

Aber auch Gegner Nikosia reist mit großen Problemen an. Trainer Georgios Donis bot nach einem enttäuschenden 1:1 beim Tabellenletzten Ethnikos Achnas seinen Rücktritt beim zyprischen Meister an. Der Vorstand lehnte dies jedoch ab. (sid)