Kritik gegen UCI-Chef vor der möglichen Wiederwahl

UCI-Präsident Brian Cookson | belga

Auf dem Chefsessel des Radsport-Weltverbandes UCI haben bereits einige zweifelhafte Persönlichkeiten Platz genommen. Der im Juni gestorbene Strippenzieher Hein Verbruggen etwa, oder dessen ebenso umtriebiger Nachfolger Pat McQuaid. Beiden wurde Kungelei mit Lance Armstrong bei dessen Doping-Machenschaften vorgeworfen. Verglichen mit seinen Vorgängern kommt der aktuelle UCI-Präsident Brian Cookson eher blass daher. Die Zeit der großen Skandale, der großen Töne ist erst einmal vorbei. Trotzdem genießt der Brite, der sich am Donnerstag am Rande der WM in Bergen gegen seinen französischen Herausforderer David Lappartient erneut zur Wahl stellt, im Fahrerfeld mitunter nicht den besten Ruf.

Erst 2016 war Antoine Demoitié nach einer Kollision mit einem Begleitmotorrad gestorben.

So äußerte Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin scharfe Kritik an Cookson. „Die ProTour und die Rankings sind ein Chaos. Keiner blickt durch, welche Punkte man für welchen Wettkampf bekommt. Keiner hat auch wirklich ein Interesse daran, sich damit zu beschäftigen“, sagte der viermalige Zeitfahr-Weltmeister und bemängelte außerdem, dass beim Thema Sicherheit der Fahrer nichts unternommen werde. Es seien von den Fahrern viele Anregungen gemacht worden, doch es habe sich „nullkommagarnichts“ geändert. Der Präsident müsse sich das Thema Fahrersicherheit eigentlich groß auf die Brust schreiben.

Für viele Fahrer nimmt das Spektakel Überhand. Gefährliche Zielankünfte oder Abfahrten haben in der Vergangenheit wie bei der Tour de France für reichlich Stürze mit schlimmen Verletzungen gesorgt. Auch der Tross an Begleitfahrzeugen im Rennen ist manchem Profi zu groß. Erst im vergangenen Jahr war der Belgier Antoine Demoitié nach einer Kollision mit einem Begleitmotorrad gestorben, was bereits große Proteste im Peloton ausgelöst hatte.

Am Dienstag, zwei Tage vor der Wahl, schob das „Management Committee“ der UCI noch schnell eine Entscheidung in puncto Sicherheit nach. Künftig werden bei den drei großen Rundfahrten nur noch 176 statt bisher 198 Fahrer zugelassen. Damit dürfen die Teams bei Tour, Giro und Vuelta nur noch acht statt neun Fahrer für ihre Aufgebote nominieren. Das hatten die Veranstalter der Rundfahrten bereits selbst beschlossen, nun folgte auch die UCI. Außerdem werden in allen anderen Rundfahrten nur noch sieben statt acht Fahrer je Team zugelassen. Ob diese Entscheidung nun wirklich die Sicherheit maßgeblich verbessert, ist fraglich. (dpa)