Von Krise bisher keine Spur

<p>Vor allem jüngere Familien halten derzeit oftmals vergeblich Ausschau nach einer passenden Immobilie, an die infolge der Erfahrungen in der Krise plötzlich veränderte Ansprüche gestellt werden.</p>
Vor allem jüngere Familien halten derzeit oftmals vergeblich Ausschau nach einer passenden Immobilie, an die infolge der Erfahrungen in der Krise plötzlich veränderte Ansprüche gestellt werden. | Fotos: Fotalia/ArdennesÉtapes/nms

Nicht so im Blick zurück auf den Immobilienmarkt, der allen Unkenrufen zum Trotz buchstäblich „durch die Decke ging“. Und dies ungeachtet der Tatsache, dass die Branche - wie viele andere auch - während rund vier Monaten ein „Geschlossen“-Schild an der Tür befestigen musste.

Flamen befeuern den wallonischen Markt

Eine zwangsweise Schließung der Agenturen, die erkennbar auf die Zahl der Transaktionen drückte, wie „Le baromètre annuel des notaires“ ermittelt hat. Mit einem Rückgang von 2,7 Prozent sackte dieser Wert deutlich ab, bedingt durch die rückläufige Aktivität in Flandern (Westflandern und die Küste ausgenommen) und in Brüssel mit einem Minus von 4,2 respektive 4,8 Prozent.

Dagegen fielen die Zahlen in der Wallonie unerwartet positiv (!) aus: Hier verzeichnete die „Fédération du Notariat Belge“ (FedNot) einen Anstieg um 0,8 Prozent - zwar ebenfalls ein Rückgang gegenüber 2019, aber dennoch ein ermutigendes Ergebnis gegen den Trend. Ein Grund für diesen Aufschwung liegt unbestritten im Interesse, das vor allem flämische Käufer dem Häusermarkt in der Wallonie entgegengebracht haben. Nutznießer waren die Ardennen, sprich: die Provinzen Lüttich und Luxemburg, wogegen der Markt in Wallonisch-Brabant stark rückläufig war.

Bei den Transaktionen… Nicht jedoch bei der Preisentwicklung! Denn ungeachtet einer geringeren Aktivität (minus 8,4 Prozent), zogen die Preise ein weiteres Mal an. Zwischen Jodoigne, Lasne und Tubize mussten im Schnitt 330.000 € für den Ankauf eines Hauses gezahlt werden.

Hintergrund: Rendite bleibt erster Anreiz

Der Preiseinbruch ist ausgeblieben. Ganz im Gegenteil: Der Markt verzeichnete im Vorjahr eine unerwartete Hausse. Und wie geht es weiter? Kann die Branche weiter beliebig an der Preisschraube drehen? Da sind die Prognosen aktuell zumindest vorsichtig, selbst wenn bei einer ING-Umfrage 28 Prozent der potenziellen Investoren im Erwerb einer Immobilie weiterhin die beste Rendite sehen. Auch wenn die Corona-Krise sicherlich in manchen Haushalten ebenso bedauerliche wie tiefe Einschnitte mit sich gebracht hat, drückt diese Entwicklung keineswegs auf den Markt. Denn die investitionswillige Bevölkerungsschicht ist von der Krise wenig bis gar nicht betroffen. Da sind die weiterhin extrem niedrigen Kreditkonditionen letztlich nur eine weitere willkommene Motivation, das im „Lockdown“ zusätzlich ersparte Geld krisensicher in eine Immobilie anzulegen. In Zeiten, da Reisen ins (ferne) Ausland stark eingeschränkt sind und wohl auch bleiben, klopfen zunehmend auch reifere Jahrgänge bei den Banken für einen (späten) Kredit an - vielfach zum Erwerb einer so genannten „Zweitresidenz“.

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